Regie:
Sylvie Bantle Genre: Essay Dokfilm Jahr: 2008 Format: 3CCD Mini DV Länge: 88 min
Kamera: Sylvie Bantle, Alexander Devasia, Bernhard Horwatitsch Drehbuch: Sylvie Bantle, Bernhard Horwatitsch Produzent: Sylvie Bantle
Darsteller: Sylvie Bantle, Alexander Devasia, Bernhard Horwatitsch
Ton: Sylvie Bantle Musik: Sylvie Bantle, Tina Reuther, Markus Schwaiger, Simone Weigand Schnitt: Sylvie Bantle web: http://www.sylviebantle.info
Inhalt: Aus der Gegenwart blickt man zurück in ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte und fragt: Was hat das mit mir zu tun?
Der Film geht einer Fantasie nach: Ein Spaziergänger überquert den Königsplatz, hört plötzlich Stimmen, bleibt stehen, beginnt zu lauschen …
Wie wäre es, würde unser Ohr ein Flüstern aus der Vergangenheit erreichen? Erinnern ist auch ein bisschen wie Träumen! Beides ist keine exakte Wissenschaft und birgt doch tiefere Wahrheiten.
Die Filmemacherin, Schriftstellerin und Globetrotterin, gelangt durch Zufall zu einem lang gemiedenen Thema: Die Vergangenheit ihrer deutschen Heimat.
Begleitet von dem Schriftsteller Bernhard Horwatitsch begibt sie sich auf eine Exkursion in das Brandloch, 1933 der Nachwelt hinterlassen, und befördert Erstaunliches zu Tage: Querdenker, Widerständler, Außenseiter, Weitsichtige … Damals ausgestoßen, heute aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht – warum ausgerechnet sie?
Vor der Kulisse Münchens – einst ‘Hauptstadt der Bewegung‘ – entspinnt sich ein poetischer Film mit ungewöhnlichen Einsichten und Elementen. Fast glaubt man zu träumen, so dicht fügen sich die Bilder ineinander, eindringliche Schwarz-Weiß-Clips einer Traumsammlung der Bevölkerung in den 30er Jahren von Charlotte Beradt zusammengetragen, der Büchersammler Georg Salzmann, der 12 000 Bücher ins neue Jahrtausend rettet, Erfahrungen der Tanztherapeutin Susanne Bender in der heutigen Zeit …
Ahnenverneigung auf deutsch und immer wieder die Frage im Raum:
Was ist mit den Emotionen geschehen?
warum gescheitert: Obwohl beim Münchner Dokfilmfest bekannt durch frühere Aufführungen unserer Filme mit indischen Themen und persönlich abgegeben, wurde Das Brandloch abgelehnt, ebenso bei TV Redaktionen. German Films gefiel der Film und wollte engl. Untertitel unterstützen, wenn der Film von einem internationalen Filmfestival im Ausland angenommen wird, daher von deren Seite die Vermittlung an ein Festival in Amsterdam, wo der Leiter deutsch spricht. Er sah den Film mit Spannung bis zur letzten Minute, wie er sagte, lehnte den Film aber ab, weil erkennen Bezug zu Niederlande, Amsterdam habe, sondern ein Münchner Film sei. Nun, da hat er wohl beim Filmschauen geschlafen! Wiederum beim Publikum, auch bei Jugendlichen, Oberstufe im Gymnasium, fand der Film großen Anklang, weil er einfach mal anders sei, was dieses deutsch düstere Thema betrifft.
Unser Kommentar/Rez: Brandlöcher sind Überreste eines Ereignisses. Sie hinterlassen etwas, dass nicht mehr existiert. So paradox es klingt: Sie sind Zeugnisses einer Existenz. Einer Existenz von Geistern die glühend ihre Ideale gelebt haben. Diese persönliche Sicht auf Autoren, die ihre Werke in den Flammen braunen Irrsinns haben lodern sehen und nun der Vergessenheit anheimfallen, zeugt von einer moralischen Integrität, die man gerne auch von unseren heutigen Volksvertretern erwarten möchte. Denn das ist das einzige Manko dieses Filmes: er kommt aus Bayern! Nirgends waren stiernackige Xenophobie und selbsgefälliges Volksgedönse enger verbandelt als in dieser voralpinen Hochburg des ewigen Verdrängungswettbewerbes. Ein Nicht-Hin-Sehen-Wollen, gepflegt von einer bis in den Schwachsinn mutierte bierseelige Bespassungsgesellschaft offenbart noch heute die Wunden, die über Generationen - fast als sei die Nazi-Schuld eine Erbschuld - schweigend weitergereicht wurden. Diese psychoanalytische Sicht eröffnet noch mehr: die ahnende Angst vor unseren Vorfahren. Um es allgemeimer auszudrücken: das Gewissen, also das Wissen um unsere Geistesgeschichte.